DUX. Mussolini - oder der Wille zur Macht

Detailgenau werden familiäre Herkunft und politische Genese des jungen Mussolini, seine Prägung als revolutionärer Sozialist in der Romagna, die Jahre seines Exils in der Schweiz und den Aufenthalt im Trentino, die Metamorphose zum leidenschaftlichen Interventionisten 1914, sowie sein Weg zum Begründer des Faschismus geschildert. Ausführlich beschreibt er Mussolinis Kampf um die Macht, gipfelnd im "Marsch auf Rom" 1922, die anschliessende Festigung seiner Alleinherrschaft, wie auch die Gestalt der ihn tragenden "Gerarchen" beim Aufbau des "stato totalitario". Frei von ideologischen Hemmungen und Voreingenommenheit werden Atmosphäre, Stimmung und der Eros jener Jahre geschildert. Aber auch der Mensch und Privatmann Benito Mussolini erhalten breiten Raum.

Auf die vom faschistischen Staate unternommene Ästhetisierung der Politik und dessen künstlerische Ambitionen, die sich beispielhaft in den futuristischen architektonischen Planungskonzepten für die Esposizione Universale di Roma 1942 widerspiegelten, wird ein Blick geworfen. Der Bezug des Faschismus auf die antike Romanità, die Idee des "Fascismo Universale", der imperiale Gedanke, sowie das verhängnisvolle Achsen-Bündnis mit Hitler und der vom Balkon des Palazzo Venezia in Rom aus verkündete Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 werden eingehend beleuchtet.

Im Juli 1943 aufgrund einer Intrige von Königshaus und Militär von seinem eigenen faschistischen Großrat über Nacht entmachtet, schien das von ihm in 21 Jahren geschaffene und vermeintlich festgefügte Regime innerhalb weniger Tage wie Schnee in der Sonne zu verschwinden. An häufig wechselnden Orten gefangen gehalten, jedoch von einem deutschen Spezialkommando befreit, fand sich Mussolini bald als Regierungschef der "Repubblica Sociale Italiana" von Deutschlands Gnaden am Gardasee wieder, bis er nach 600 Tagen von Partisanen erschossen und in einem grauenvollen Szenario in Mailand öffentlich zur Schau gestellt wurde. Mussolinis Faschismus schien erledigt, feierte jedoch schon 1946 in Gestalt des M.S.I. seine politische Auferstehung. Geblieben sind zudem, wenn auch für viele meist unbemerkt, die Ausdrucksformen faschistischer Ästhetik, die bis heute in Marketingstrategien und Pop-Kultur erkennbar sind.

Am Ende seiner kometenhaften Laufbahn sah sich Mussolini nach eigenem Zeugnis eher als "verrückten Künstler" oder "wahnsinnigen Dichter" und resümierte über sein Wirken: "Es war ein Traum - und weiter nichts". Dennoch scheint es ratsam, sich an ein eindringliches, Ignazio Silone zugeschriebenes Diktum zu erinnern. "Wenn der Faschismus wiederkehrt", so Silone, "wird er nicht sagen: 'Ich bin der Faschismus'. Nein, er wird sagen 'Ich bin der Antifaschismus'".

geb., 460 S., zahlr. Abb.,
ARES-Verlag
ISBN 978-3-902732-91-0
€ 34,90


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